Eine weitere Woche in Bolivien geht ins Land. Eine Woche gespickt mit Hoch und Tiefs aber das Wichtigste, wir leben noch! :P
Von der Kälte hier haben wir euch ja berichtet und auch, dass uns La Paz ganz gut gefällt. Das Beste war definitiv das "Gondeli"-Fahren den ganzen ersten Tag. Über den Dächern von La Paz zu sein hat schon was ganz spezielles und nicht nur, weil wir ohne Snowboard oder Skier die Gondel bestiegen haben, sondern weil die Aussicht schlicht und einfach einmalig ist. Marco und ich haben ein kleines Spiel daraus gemacht, wer am meisten Erdboden sieht, denn dies ist quasi unmöglich. Jedes noch so kleine Fleckchen ist verbauen, bis zur Bergspitze hinauf. Die Leute, die wir hier treffen durften waren im Grossen und Ganzen ganz nett. Bissig war einzig und allein die Kälte. Nachdem wir aber unsere Frostbeulen so von näherem betrachtet haben, war uns ganz schnell klar, dass wir für so drei Tage in die Wärme verschwinden möchten. Theoretisch hört sich das ganz einfach an. Kurz ein Flug in den Amazonas und zägg, schon aufgewärmt.
Leider ist uns das Glück seit Südamerika einfach nicht so wirklich wohlgesonnen. Klar, wurde unser Tripp gecancelt, klar wurde alles immer teurer, die Organisationen und das Herumgetelefoniere begann. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich den Tripp schon lange wieder auf Eis geleget - witzig, in diesem kalten Gebiet ist das wortwörtlich ziemlich gut möglich. Das passiert aber auf keinen Fall, wenn du mit Marco unterwegs bist. Dieser Typ hat einen noch härteren Schädel als ich. Wenn der sich mal was in den Kopf gesetzt hat, dann wehe mir! Die Lösung! Eine 14-stündige, halsbrecherische Busfahrt an Stelle eines gemütlichen Fluges. Ahhh ja und selbstverständlich schon eine sehr baldige Abfahrtszeit, klar nehmen wir! Zum Glück habe ich erst im Nachhinein vernommen, dass auf dieser Busfahrt erst vor Kurzem ein Unglück passierte, wobei 24 Passagiere ums Leben kamen. Ihr merkt, wir informieren uns nicht mehr allzu dolle.
Die Busfahrt überleben, die drei Lagen, welche wir wegen LaPaz noch anhatten sind nun auch durchgeschwitzt, das Abenteuer Amazonas kann beginnen. Grundsätzlich sollten wir von einem 4x4 Gefährt aufgegabelt werden, nun ja, halb tote Minivans tuns hier wohl auch. Kriegst du übrigens inklusive Schleudertrauma.
Ahhhh ein schöner, weiterer "Lehrblätz", vertrau den Bolivianer nicht allzu viel. Sie mögen es sehr, die Dinge eher, nennen wir es einmal, optimistischer hinzustellen.
Falls ihr gedacht habt, es wäre so ein einmaliges Abenteuer, dass du mit einer handvoll Verrückten teilst, müssen wir euch leider auch hier enttäuschen. Touristenabfertigungen sind hier sehr hoch im Kurs.
Nun aber zum schönen Teil-ja den gibts schon, ganz so zynisch sind wir nun doch nicht. Die Natur ist einfach schon ein Märchen für sich. Das Adrenalin pumpt, wenn du in einem kleinen, lotterigen Holzböttchen sitzt und neben dir, ganz gemütlich ein paar hundert Alligatoren vorbeiziehen-ist ja gut, sie trieben eher wie ausgestopft aber über hundert waren es wirklich! Und dann die pinkigen Delfine. Gut, wir gehen einmal davon aus, dass es stimmt, dass diese Mädchenfarben ihren Körper zieren, weil das Wasser ist nicht ganz soooooo klar. Zwischendurch liess sich dann aber doch eine Rückeflosse erspähen und die sah ziemlich rosa aus.
Unsere Tage im Amazonas waren also gespickt mit Piranha fischen, im Amazonas schwimmen, die Piranhas verspeisen, Sonnenuntergänge geniessen und, ACHTUNG JETZT KOMMTS! Wir machten uns auf die Suche nach der berühmt berüchtigten Anakonda. Welcher Mensch bitte sehr macht das freiwillig? Wäre es eigentlich nicht in unserer Natur, diese Geschöpfe zu meiden, so wie sie uns meiden?
Aber nein, logisch nicht, wir stürzen uns ja kopfvoran immer in jedes Abenteur, so wie auch in den Amazonas. Nochmal, warum macht man sowas??? Also um hier kurz ehrlich zu sein, ich ging ja nicht ins Wasser. Hallo, 20 Minuten zuvor haben wir nach Piranhas gefischt, ich mag meine Extremitäten ganz gerne. Marco wohl nicht so....
Zurück zur Anakonda, wir haben sie gefunden! Darüber war ich dann doch sehr erleichtert, denn das Gejammere bei einem Fernbleiben wäre mir also anstrengender gewesen als der Anblick dieser Würgeschlange. Marco war im Element. An dieser Stelle muss ich aber eines kurz loswerden, was mich so abartig übelst krass genervt hat. Aus welchem Grund muss man jedes Wildtier wie die grössten Anfänger antatschen, mit ihnen spielen, sie fast einander zuwerfen (da sind Marco und ich definitiv eingeschritten und haben denen *** Touristen mal gesagt wo Bartli den Most holt, heiterenfahnen das macht mich hässig!) Warum muss man einen sterbenden Piranha fotografieren, wie er auf dem Boot herumhüpft und mit dem Tod ringt? Wir haben diese Fische aus dem Amazonas geholt um sie zu essen, klar aber dann tötet sie doch bitte sofort und quält sie nicht noch! Dann die geilste Aussage meine Lieben, ihr werdet euch an den Kopf fassen! Da sagte eine tatsächlich: "Habt euch nicht so, wir essen sie ja sowiso!", glaubt mir, ich war froh, stand ich zwischen ihr und Marco. . Gut, eigentlich sollte sie glücklicher gewesen sein über diese Tatsache. Einige Menschen haben einfach den Schuss noch nicht gehört. In einem Punkt sind wir und auf jeden Fall ziemlich einig, die nächste Touritour werden wir meiden, wir regen uns einfach zu hart auf. Jaaaaa wir sind selbst Touristen aber kommt schon, ihr wisst genau welche Kaliber wir meinen. Jop Socken und Sandalen sind da weitere Stichworte. :P
Kurze Zusammenfassung, der Amazonas war gespickt mit Schlamm, holprigen Strassen, Killermaschinen (Mosikots und Alligatoren), noch mehr Schlamm und Schlangen...Honey, die Sex on the City-Tour in New York is so ON!!!
Ohhhhhhh noch eine kleine Schwärmerei, das Essen war sooooooo lecker, dass als kleiner, freudiger Einschub meinerseits.
Zurück ging es nach drei Tagen über Stock und Stein bis wir fast noch den Anschlussflieger vergessen haben. Was wir hier in Bolivien eines Blut schwitzen ist nicht normal meine Lieben! Wir bereits 10000000 Mal erwähnt, die Natur, der Wahnsinn aber trotzdem sind wir sehr froh, wenn wir schon bald die Landesgrenze übertreten dürfen.
Bolivien, du hast uns viele Gesichter gezeigt, uns die Augen geöffnet und uns gezeigt, was Vertrauen und Dankbarkeit bedeutet, wir danken dir!
"The earth is large enough for all to share, but mankind's heart is not large enough to care..."- A.D. William
Eure Travelmind-Blogger Annika und Marco