Ich muss resp. wir müssen gestehen, dass wir vor diesem Blogbeitrag ein wenig Respekt haben. Dies aus dem Grund, weil wir der Sache hier unbedingt gerecht werden möchten und euch alles Mögliche mitgeben möchten, was wir hier alles erleben durften. Nehmt es uns deshalb nicht übel, falls dieser Beitrag ein wenig ernster ausfallen sollte.
Über die verschiedenen Aktivitäten haben wir euch ja bereits im letzten Beitrag berichtet. Natürlich ist das nicht ganz alles. Klar, es ist ein riesen Highlight mit einem Gepard spazieren zu gehen oder die Baboons zu tragen. Das ändert sich auch nicht, wenn du es 2-3x machst. Das Adrenalin pumpt noch genau so durch deine Venen. Je länger du aber hier bist und hinter die Kulissen siehst, schaust du diese Tätigkeiten mit ein wenig anderen Augen an. Was wir unbedingt vorweg nehmen möchten ist, dass Naankuse definitiv KEIN Streichelzoo ist oder ein Vergnügungspark. Auf den Fotos kommt es für den einen oder anderen eventuell so rüber und genau darüber möchten wir euch aufklären. Die Vision von Naankuse ist, dass Menschen und Tiere in Harmonie nebeneinander leben können. Warum sie dann genau Tiere auf einer Farm halten? Gute Frage, ziemlich leicht beantwortet.
Sehr viele Tiere wurden als sie Babies waren, als Haustiere gehalten. Logisch, so ein Babyaffe ist schon wahnsinnig süss, auch die Schildkröten, Mungos und alles was man sonst noch so in der Wildnis findet. (Achtung, hier ist Sarkasmus angesagt.) Doch die kleinen Knirpse werden gross, leider ist das sehr vielen Leuten nicht ganz bewusst. Es kann sogar vorkommen, dass sie Arbeit verursachen oder zu beissen anfangen, jaja das passiert…auf jeden Fall werden sie dann des Öfteren zu Naankuse gebracht. Nächster Gedanke, warum sie sie dann nicht freilassen? Die armen Kerle haben zum Teil komplett ihre Instinkte verloren, ihnen wurde das Jagen nie gelernt und sie sind zu fest an die Menschen gewöhnt oder haben keine Angst vor ihren Feinden. Zudem gelten zum Beispiel die Baboon als Pest-Animals. Das heisst so viel wie einmal gefangen, dürfen sie nie wieder in die Freiheit entlassen werden. Denn je weniger frei sind, desto besser. Wilde Tiere können gefährlich sein aber wilde Tiere die an Menschen gewöhnt sind, sind definitiv noch gefährlicher.
Da die Tiere in Gefangenschaft bleiben müssen, versucht Naankuse ihnen das beste Leben zu ermöglichen, welches in Gefangenschaft nur möglich ist. Bei der Aktivität „Enrichment“ werden Spiele gebastelt, ihnen wird das beste Essen zubereitet und bei Krankheiten kümmert man sich sehr fürsorglich um sie.
Nun aber ein wenig zu unserem Abenteuer hier. Mamma mia wir hatten so irrsinniges Glück! Zweimal durften wir eine Farm besuchen! Der erste Farmer hatte angerufen, weil ein paar seiner Tiere gerissen wurden und er einen Leopard oder sonst ein Raubtier vermutete. Wir selbstverständlich in vollem Garacho dahingekesselt, willst ja schliesslich keine Zeit verlieren! Angekommen, wurde zuerst einmal Aufklärungsarbeit mit dem Farmer verrichtet. Nein, nicht was ihr schon wieder denkt heieiei…;) Bei dieser Arbeit geht es darum den Farmer darüber aufzuklären was wir genau machen und warum es bessere Wege gibt als ein Raubtier abzuknallen, sogar dass es ein Segen sein kann, einen Leoparden auf seiner Farm zu haben. Nein, nicht nur wegen dem Fame. Auf dieser Farm fanden wir dann auch tatsächlich Fussspuren einer braunen Hyäne. Naankuse bleibt nun in Kontakt mit dem Farmer um zu beobachten ob er weitere Tiere verliert.
Jetzt aber, der zweite Anruf kam, wir liessen wieder alles stehen und liegen denn diesmal hatte ein Farmer einen Leoparden eingefangen. Wir durften vor Ort dabei sein, als der Tierarzt die Raubkatze betäubt hatte. Nicht nur das meine Lieben! Es war an uns die Temperatur zu messen und ihn kühl zu halten (Da er im Käfig lange der Sonne ausgesetzt war). Was für ein Erlebnis! Wir werden das definitiv nie vergessen! Nachdem wir den Gesundheitscheck erledigt hatten, das mittel-kleine Kerlchen war zum Glück gesund, haben wir ihm ein GPS umgehängt und wieder aufgeweckt. Gänsehaut pur! Warum er freigelassen wurde? Nun ja, ein gesunder Leopard greift normalerweise keine Bauernhoftiere an sondern frisst sich an Springböcken etc. satt. Zudem hat ein Leo ein bestimmtes Territorium, solange er dort ist, wird kein Zweiter kommen. Win-win oder?!
Ob das schon alles war? Hahaha hättet ihr wohl gerne oder? Ein Highlight jagte das Nächste! Wer von euch hat schon einmal Wild-Dogs gesehen? Nein!? Gut das kann sein, weil sie in unseren Breitengraden nicht wirklich vertreten sind, zugegeben aber auch hier sind sie sehr rar. Hier in Nannkuse waren wir bei einer Zusammenführung von zwei Männchen und zwei Weibchen dabei und wisst ihr was absolut das Tollste war?! Es hat geklappt! Denn normalerweise kann man fremde Wildhunde nicht mischen ohne dass die sich bekämpfen. Was für ein unbeschreibliches Gefühl. Da rinnt sogar dem stärksten Bär beinahe eine Träne die Wange herunter.
Da war er nun aber, der gefürchtete Tag, der letzte Tag. Reiten stand auf unserem Programm, wir hatten den Job die Wasserstellen zu checken. Annika, voller Euphorismus, sie hatte das Reiten doch irgendwie für sich entdeckt. Das zweite Mal, voller Selbstvertrauen auf dem Goppehü, denn was kann da schon passieren?! Hier in Naankuse erlebt man so viele erste Male, das ist unglaublich! Reiten, Geparde, Traben, Affen die in den Armen einschlafen, Galoppieren, vom Pferd fallen…jop richtig gelesen, mit vollem Speed auf den Allerwertesten genknallt-zum Glück ist der gut gepolstert. Mir kann auf jeden Fall keiner sagen, dass ich hier in Namibia keine Farbe angenommen habe! Die buntesten Farben zieren in vollster Pracht mein Gesäss, schön nicht?! Doch der Tag wurde noch der Oberhammer! Nachdem wir eine Wildkatze in die Freiheit entlassen durften, auch hier, der WAHNSINN, durften wir noch das kleine Baby Hope besuchen! Einfach unvergesslich, das kann uns keiner nehmen! Was uns beide aber richtig aus den Socken haut ist die Energie, die von allen Mitarbeitern versprüht wird. Jeder Einzelne ist mit vollem Herzblut dabei, kümmert sich um die Tiere, die Volunteers und ist dabei immer so gut gelaunt! Von ihnen kann sich noch so mancher eine Scheibe abschneiden. Du merkst richtig, wie sie ihren Job lieben und ihn mit so viel Elan verrichten, dass man glatt neidisch werden könnte. An dieser Stelle möchten wir uns so gerne bei euch allen bedanken! Danke, dass ihr für uns da wart, für die interessanten Gespräche, für die Geduld und fürs Lachen! GUYS YOU ARE FREAKING AMAZING!
Auch ein riesen Dank an Marlice und Rudie, die Gründer von Naankuse, danke dass ihr dass aufgebaut habt und alles reinsteckt, ihr seit einfach die besten Vorbilder schlechthin!
„Conservation through innovation“ -Naankuse
Eure Travelmind-Blogger Annika und Marco
2 Comments
Wow wunderbar was man in so einer Tierauffangstation alles erlebt! Echt tolle Arbeit, die ihr dort geleistet habt!
Liebe Manuela
Es war wirklich wunderbar, wir durften so vieles sehen und erleben, da könnte man Bücher füllen. 😉
Vielen lieben Dank!
Liebs Grüessli
Annika und Marco