Uns war schon ein wenig mulmig zu mute, als wir zu unserer neuen Unterkunft fuhren. Ihr mögt euch bestimmt noch an die Schilderung der Letzten erinnern? Party, Lärm, Drogen und so? Ok alles klar. Nun führte uns das Navi mitten in die Innenstadt-schon mal nicht schlecht aber abwarten, uns wurde eine Suite-Suiteappartement was auch immer angegeben. Alles noch gut, wir fahren in ein Parking...eine sehr sympathische Stimme am Telefon, welche uns durch das kleine Labyrinth lotzt, dann endlich, unser Appartement. Wir wären beinahe wieder rückwärts zur Tür hinaus gelaufen. So schlimm?
Jackpot Leute! Eine Wohnung wie man sie sich in einer Grossstadt vorstellt! Von der ersten Sekunde fühlten wir uns zu Hause-und das nicht nur dank der Waschmaschine. :P Jetzt kann unser Kapstadtaufenthalt eigentlich richtig losgehen. Und genau das tat er. Aufgrund des Wetters ein wenig holprig aber kein Problem, gibt ja auch geniale Malls zum Erkunden, da freut sich der Marco. Ist für ihn aber halb so schlimm, ich schaue schon, dass er regelmässig Essen kriegt.
Wisst ihr was? Das hier ist der erste Ort bei dem wir eine richtige to-do-Liste erstellt haben. Es ist schlichtweg unglaublich, was es in dieser Stadt alles zu entdecken gibt. Als Erstes gleich in einen roten Touribus gesetzt-wir wollen ja für alle klar ersichtlich darstellen, dass wir Touristen sind. Lage abgecheckt, Liste erweitert.
Jetzt wo ich so darüber nachdenke, muss ich sagen, dass Marco und ich diese Woche ziemliche SportySpices waren! Wir schwitzten, liefen, kletterten, weinten zwischendurch innerlich ein wenig (ist ja gut nur Annika, dazu gleich mehr), fuhren Fahrrad und lachten wie die Wilden.
Eines ist ja ein klares MUSS, wenn du in Kapstadt bist und dass ist der Tafelberg. Ist euch allen klar und ein Begriff, oder? Grundsätzlich gibt es da ja so eine gemütliche Gondel, die dich ohne jegliche Anstrengungen, ausser ein paar verlorenen Nerven, nach oben bringt. PHA aber doch nicht für uns, wir sind in Form, Schweizer, also an Berge gewohnt, Jungbrunnen, auf dem Höhepunkt unserer Kräfte...hahahahahaha ehrlich gesagt würde es Annika einfach "dr Gring" nicht zugeben nach oben zu schweben und Marco sieht die Gondel ja eh nicht. Hey was der Junge mich hier die Berge hochjagt, als wäre ich ein "Gemschi" dabei mag ich doch das Seeland so gerne.
Güsche-Retour ist so wortwörtlich das Höchste der Gefühle. Aber NEIN, Frau lässt das nicht auf sich sitzen und nimmt die Beine unter die Arme. Tja dieses Sinnbild wurde dann sehr, sehr realistisch. Wer von euch ist schon einmal nach oben gewandert? Leute da musst du klettern!
Ich meine, meine Beine sind 1.25m aber selbst ich musste mich hochziehen, ja HOCHZIEHEN! "Ahh Annika weiss du, was im MIlitär geholfen hat, wenn die Muskeln langsam übersäuerten und dich die Beine nicht mehr tragen wollten? Singen. Sing einfach ein Lied", trällerte Marco hinter mir (er wäre natürlich flink wie ein Wiesel da hoch gerannt, CHAPEAU an dieser Stelle.) Zurück zum Singen, hat der sie noch alle? Glaubt mir, hätte ich noch ansatzweise genug Atem gehabt, hätte ich ihm zu gerne gesagt, wo Bartli den Most holt. Leider war ich aber viel zu sehr damit beschäftigt, zu überleben ahhh ja und zu fluchen. Lago mio ich kann ja fluchen wie ein Rohrspatz und das hilft mir! Singen...pha...! Nachdem ich ungefähr drei Tode gestorben bin kamen wir dann oben an und da war sie! DIESE AUSSICHT! Ohne Mist jetzt, die lässt den Schmerz echt vergessen und wer nicht schon ausser Puste war (und dass war wirklich jeder, sonst habt ihr ja das Gefühl ich kann gar nichts;)), dem blieb spätestens jetzt der Atem weg. Bitte schaut doch kurz in der Bildergalerie vorbei. ;)
Der nächste Tag, die nächste Sportdisziplin. Zwei Fahrräder gemietet und los gings, die Strände erkunden. Was war das für ein Spass! Der Wind im Haar, die Sonne im Gesicht, die Meeresbrise, welche um die Nase zog und die leicht brennenden Oberschenkel vom Vortag. Wer einmal in Kapstadt ist, bitte mietet euch Fahrräder, es macht echt unglaublich viel Freude! Dieses Mal bin ich auch in keinen Zaun gefahren und habe mir das Schlüsselbein gebrochen, ich werde definitiv besser! ;)
Dritter Tag, hello Lionshead! Eine neue Wanderung stand auf dem Programm. Auf der Tagesordnung hiess es geschrieben: Lionshead, Signalhill, Sonnenuntergang. Locker vom Hocker, ich habe den Tafelberg erzwungen, mir kann nichts mehr anhaben. Was ich da noch nicht wusste, war, dass ich an diesem Tag an meine Grenzen kommen werde. Die Anstrengung war wirklich nicht das Problem. Gekämpft habe ich mit meiner üblen Höhenangst und bis zu diesem Tag wusste ich noch nicht einmal, dass sie so krass vorhanden war. Ich weiss, face your fears und so aber nein! Hattet ihr schon einmal eine solche Angst, dass einfach nichts mehr ging. Sei es vor Spinnen, Schlangen, Höhen oder etwas? Dann wisst ihr ja wovon ich spreche. Eine Blokade „par excellence“! Heute weiss ich, ich würde lieber ein Becken voller weisser Haie-halt nein, nicht fair weil die machen mir ja nichts - voller blutrüstigen Piranhas vorziehen, als dass mich nochmals jemand in eine solche Lage bringt.
Marco, vielen Dank für deine Geduld und für die lieben Worte, welche mir wieder den Mut gaben meinen Klammergriff vom Stein zu lösen und langsam nach unten zu gleiten. -Sorry Leute, klettern ist auf alle Fälle nichts für mich, ich habs versucht! Warum macht man sowas???
Hach wie ich das Gefühl von Muskelkater schon fast vermisst habe. Aufs Klo gehen war am nächsten Tag nicht wirklich drinn. Rief die Natur schrie ich zurück mit einem verzweifelten NEIN, BITTE NICHT!?
Aus diesem Grund planten wir einen gemütlicheren Tag, bummeln in der Old Bisciut Mill in Woodstock und dann ein kleiner Spaziergang im botanischen Garten. Idyllisch, nicht? Ein perfekter Samstag. Der Markt liess mein Hipsterherz sowas von höher schlagen. Die Taschen, Kleider, der Schmuck-warum zum Teufel reist du mit einem bereits vollen Tramperrucksack?!-und dann das Essen! So lecker..hmmmm...ich habe schon wieder hunger wenn ich nur an die deliziösen Düfte in der Halle denke.
Ach ja, habe ich was von spazieren im botanischen Garten gesagt? Stimmt ja, ich bin ja die Freundin vom Grenadier Bieri! Tatsächlich war da schon wieder so ein blöder Hügel der unbedingt erklommen werden wollte. Nein wirklich, wie gemacht für meine Skinny-Jeans. "Gleich sind wir da."... Jaja das hast du schon vor 45 Minuten gesagt!! Die Fluchtirade erspare ich euch an dieser Stelle. Aber ja…schön wars…
Ihr wollt wissen was auf der Checkliste noch so steht? Glaubt mir, ich auch und aus diesem Grund solltet ihr unbedingt dran bleiben!
"Nature is not a place to visit. It is home." -Gary Snyder
Eure Travelmind-Blogger Annika und Marco